Solidargemeinschaft auf Augenhöhe

Der VdK vertritt in Gronau 1.300 Mitglieder

Frage: Welcher Verein in Gronau hat 1.300 Mitglieder? In der Größenklasse gibt es nicht viele. Und kaum jemand, den man fragt, kommt auf den Sozialverband VdK. Der Gronauer Ortsverein wurde vor bald 75 Jahren gegründet. Als Sprachrohr für Kriegs- und Wehrdienstopfer, Menschen mit Behinderung und Rentner.

Die Kriegsopfer, die im Namenskürzel immer noch prominent mit dem „K“ vertreten sind, stellten kurz nach dem Krieg einen großen Anteil der Klientel. Heute fühlen sich vor allem Menschen mit Behinderung, Pflegebedürftige, Rentner, Unfallopfer, Arbeitslose, Hinterbliebene und Erwerbstätige, die aufgrund der immer stärker werdenden Belastungen im Arbeitsleben erkrankt sind, vom VdK angesprochen und vertreten.

Nach Reha zum Verband

„Die meisten Mitglieder kommen nach einer Reha zu uns“, sagt der VdK-Vorsitzende Thomas-Michael Wans. Ärzte, Therapeuten oder Mitpatienten empfehlen den VdK als Partner, der mit Rat und Tat zur Seite steht. Wenn es Probleme bei der Anerkennung einer Berufskrankheit oder nach einem Arbeitsunfall geht zum Beispiel. „Oder um den Schwerbehinderungsgrad“, sagt Wans. „Die Betroffenen sind oft unsicher, wissen nicht, wie es am Arbeitsplatz weitergeht.“ Welche Schritte im Dickicht der Sozialgesetzgebung erforderlich sind - das wissen die Lotsen vom VdK.

Wans selbst ist ein typisches Beispiel. Er selbst kam als Ratsuchender vor elf Jahren zum VdK. Er erfuhr den Verband als „Solidargemeinschaft auf Augenhöhe“, wie er sagt. „Ob arm oder reich, ob Mann oder Frau, Akademiker oder Arbeiter - alle werden hier gleich behandelt.“ Vor fünf Jahren übernahm der Jurist den Vorsitz. „Ich wurde damals halb überrumpelt“, erinnert er sich schmunzelnd, dass er ins kalte Wasser geworfen wurde. „Aber auf diese Weise konnte ich mich für die Hilfe, die ich selbst vom VdK erhalten habe, revanchieren.“

ans‘ Stellvertreterin ist Nicole Sanft, und Horst Kernebeck fungiert als Kassierer. „Wir haben uns vorher nicht einmal gekannt“, sagt Wans. Was sie nicht davon abhielt, zu einem schlagkräftigen Vorstandstrio zusammenzuwachsen. „Der Landesverband ist immer wieder überrascht, wie viel Input aus Gronau kommt“, berichtet der Vorsitzende lächelnd.

Lotsenfunktion

In ihrer Lotsenfunktion verweisen die Ehrenamtlichen Ratsuchende an zuständigen Stellen wie die Stadtverwaltung, Caritas und Diakonie. „Manche wollen ja sogar bei uns die Rente beantragen“, sagt Wans. „Dafür sind wir natürlich nicht zuständig, sondern der Rentenservice.“ Die Fachkenntnis des Verbands ist aber auch dort anerkannt. Wenn Menschen beispielsweise Probleme bei der Anerkennung einer Erwerbsminderungsrente haben, werden sie schon mal an den VdK verwiesen.

Der Verband unterstützt auch, wenn der Pflegegrad nicht anerkannt wird und Krankenkassen nicht die Leistungen erbringen, die den Mitgliedern zustehen. Wans legt Wert auf die Feststellung, dass es sich bei den Ratsuchenden nicht um Sozialschmarotzer handelt. „Es gibt traurige Geschichten, zum Beispiel die, dass einem schwergewichtigen Patienten ein ungeeigneter Rollator zur Verfügung gestellt wurde. Die Krankenkasse wollte keinen stabileren finanzieren. In solchen Fällen reicht oft ein Schreiben des VdK, um die Ansprüche doch durchzusetzen.“

Seelischer Ballast

Immer wieder mal wird bei den ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern aber auch einfach nur seelischer Ballast abgeworfen. „Einige Mitglieder weinen sich erstmal aus“, sagt Wans. Auch wichtig.

Als ein gemeinnützig anerkannter Verband finanziert sich der VdK ausschließlich über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Als Verein organisiert er zu Nicht-Coronazeiten für seine Mitglieder zusätzlich zu den Jahreshauptversammlungen Ausflüge und Grillabende. Die Beratungen finden - wenn Corona es erlaubt - in der Geschäftsstelle an der Enscheder Straße 8 statt. Noch. Denn das Gebäude soll abgerissen werden. Daher sucht der VdK eine neue Bleibe zu mieten. Viel Platz braucht er nicht – „etwa 25 Quadratmeter“, aber behindertengerecht und gut zu erreichen sollte das Büro schon sein. Damit auch künftig die 1.300 Mitglieder unterstützt und beraten werden können. Mehr Infos unter www.vdk-gronau.de - Quelle: Martin Borck, Westfälische Nachrichten

Thomas-Michael Wans, seit fünf Jahren Vorsitzender des VdK Gronau. Thomas-Michael Wans, seit fünf Jahren Vorsitzender des VdK Gronau. Foto: Martin Borck, Westfälische Nachrichten